Sonntag, 9. Juli 2017

GISWIL: SEELENVERWANDTE AUS GEORGIEN

14 männer in wadenlangen schwarzen röcken, edler stoff, elegant geschnitten. man könnte sie für priester halten oder für magier, wären da nicht die säbel vor dem bauch, die patronentaschen über der brust und die steinschleuder auf der schulter. so hat die georgische tracht, die der didgori choir aus tiflis trägt, etwas martialisches und auch opernhaftes. doch diese männer singen keine kriegshymnen und keine opern. sie singen die lieder aus georgien, polyphone, teils dissonante gesänge, die im alltag ihrer heimat wurzeln und seit generationen grösstenteils mündlich überliefert wurden und werden: lieder über die landarbeit, über die sonne, über die karge landschaft, über die liebe. kräftige stimmen, archaische melodien mit vielen vokalen und vielen obertönen – und die naturkulisse mit den bäumen im vorder- und den felsen im hintergrund könnte passender nicht sein. „obwald“. das volkskulturfest im wald bei giswil. schon zum zwölften mal. und wieder mit einer grandiosen entdeckung. es berührt tief, als die didgoris ein melancholisches schlaflied anstimmen, wie es in georgien eben nicht nur grossmütter und mütter singen, sondern auch kräftige bärtige männer. alle klischees werden überwunden und einmal mehr bei obwald alle grenzen: nach dem begeisterten schlussapplaus setzen die jodlerklubs bärgsee lungern und echo sörenberg gemeinsam zu einem weiteren naturjuiz an und die georgier gesellen sich zu ihnen und stimmen ein. seelenverwandte. martin hess, der obwald-zampano mit der genialen spürnase, hat sie gesucht und einmal mehr gefunden. zutiefst seelenverwandte.

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