14 männer
in wadenlangen schwarzen röcken, edler stoff, elegant geschnitten. man könnte
sie für priester halten oder für magier, wären da nicht die säbel vor dem
bauch, die patronentaschen über der brust und die steinschleuder auf der
schulter. so hat die georgische tracht, die der didgori choir aus tiflis trägt,
etwas martialisches und auch opernhaftes. doch diese männer singen keine
kriegshymnen und keine opern. sie singen die lieder aus georgien, polyphone, teils dissonante
gesänge, die im alltag ihrer heimat wurzeln und seit generationen grösstenteils
mündlich überliefert wurden und werden: lieder über die landarbeit, über die
sonne, über die karge landschaft, über die liebe. kräftige stimmen, archaische
melodien mit vielen vokalen und vielen obertönen – und die naturkulisse mit den
bäumen im vorder- und den felsen im hintergrund könnte passender nicht sein. „obwald“.
das volkskulturfest im wald bei giswil. schon zum zwölften mal. und wieder mit
einer grandiosen entdeckung. es berührt tief, als die didgoris ein melancholisches
schlaflied anstimmen, wie es in georgien eben nicht nur grossmütter und mütter
singen, sondern auch kräftige bärtige männer. alle klischees werden überwunden
und einmal mehr bei obwald alle grenzen: nach dem begeisterten schlussapplaus
setzen die jodlerklubs bärgsee lungern und echo sörenberg gemeinsam zu einem
weiteren naturjuiz an und die georgier gesellen sich zu ihnen und stimmen ein. seelenverwandte.
martin hess, der obwald-zampano mit der genialen spürnase, hat sie gesucht und
einmal mehr gefunden. zutiefst seelenverwandte.
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