bückling,
tür auf, bückling, tür zu. bückling, tür auf, bückling, tür zu. die jungs im
institut benjamenta werden gedrillt, in einem langen, immer enger werdenden
korridor, das fenster am ende lässt kaum licht durch, wenig luft zum atmen. bückling, tür auf, bückling, tür zu. barbara frey
lässt ihre inszenierung von robert walsers tagebuchroman „jakob von gunten“ in
der box des schiffbaus mit einer mehrere minuten dauernden, stummen
choreografie der unterwürfigkeit beginnen. michael maertens, stefan kurt und
hans kremer sind als zöglinge eine
wucht, übermotivierte ministranten, die sich über ihre motivation den kopf noch
nicht zerbrochen haben. gebetsmühlenartig rezitieren sie später mit
enervierender redundanz ihre benimm-bibel: „das gute betragen ist ein blühender
garten.“ hier blüht gar nichts. hier verdorrt noch die letzte vitale regung. diese
jungs werden nicht gefördert, sondern leer gesaugt. hier wird jakob, wie er
selber sagt, „eine reizende kugelrunde null“. barbara frey sieht im
walser-roman einen „gegenentwurf zum heutigen lebensoptimierungs- und
effizienzwahn“, ebenso heiter wie beunruhigend. zwischen diesen polen pendelt
auch ihre von melancholischen klaviersuiten und songs untermalte inszenierung.
man lacht und ist bedrückt und lacht immer weniger. fräulein benjamenta
(ebenfalls stefan kurt) ist in ein armloses schlangenkleid gezwängt, das nur
ihrem zuchtstock noch freien lauf lässt. er fällt bei ihrem tod wie ein
verfaulter körperteil von ihr ab. derweil herr benjamenta, der vorsteher
(ebenfalls hans kremer, als ballonartig aufgeblasener gottvater), mit jakob in
die wüste aufbricht. offen bleibt, ob er dort die freiheit sucht oder nur
bücklinge üben will. man kann gut verstehen, dass franz kafka diesen roman
walsers geliebt und viel daraus vorgelesen hat.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen