da tanzt einer um sein leben.
sprünge, pirouetten, akrobatik, slapstick. fast zwei stunden lang ist dieser
frank fannar pedersen das ebenso faszinierende wie rastlose zentrum auf der
grossen bühne; da kommen menschen und es gehen menschen und er tanzt und tanzt
und tanzt. pedersen ist peer gynt, und peer gynt ist auf der suche nach sich
selbst und dabei immer auch auf der flucht vor sich selbst. eine steilvorlage
für ein tanztheater. die geschichte von ibsens „nordischem faust“ verknüpft der
schwedische choreograf johan inger am theater basel mit seiner eigenen
biografie: das gyntsche ich und die stationen eines tänzerlebens überlagern
sich, weite reisen, grobe zweifel, derbe erotik, das volle programm. was einigermassen
herbeigedacht und konstruiert wirken könnte, kommt hier – zu musik von grieg,
tschaikowsky und bizet – wie aus einem guss daher. das liegt ganz wesentlich
auch am bezaubernden bühnenbild von curt allen wilmer: er hat links und rechts
eine art grosse archivschränke gebaut, da wird dann mal der und mal jener
herausgezogen – und drin, puppenstubenmässig, mutter aases hütte in norwegen,
ein tanzstudio in den usa, eine spelunke in spanien, ein wc-häuschen. das sorgt
subito für die adäquate stimmung und erlaubt fliessende, temporeiche übergänge
von einer szene zur nächsten. irgendwann im zweiten teil werden alle schränke
gleichzeitig geöffnet und hinten ins dunkel weggefahren; die erinnerungen
überwältigen peer und gleichzeitig befreit er sich von ihnen. dann ist er
allein auf der leeren bühne, nur ein knabe kommt dazu, peer als tanzeleve, und
spielt auf der flöte die morgenstimmung aus griegs peer-gynt-suite. ein moment
grosser poesie und grosser erkenntnis: erst in dieser leere schärft sich der
blick für die wesentlichen bindungen.
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