„wir
machen’s mit circa 80 musikern weniger als üblich!“ simon brusis als wunderbar
überdrehter conférencier, dem es dann grössten spass macht, im weiteren verlauf
des abends auch noch den advokaten dr. blind, den sturzbetrunkenen
zellenschliesser frosch und adeles ziemlich tuntige schwester ida zu spielen,
warnt das publikum gleich zu beginn: das wird hier keine handelsübliche
„fledermaus“. 80 musiker weniger, nämlich genau zwei. und wie sich markus
reschtnefki am klavier und mit gitarre und martin huber mit schlagwerk von
pauke bis flasche johann strauss‘ walzerseligkeit erobern, um sie immer wieder
auf die spitze zu treiben und aufs übelste, also grossartigste zu parodieren,
das allein schon lohnt den gang ins theater neumarkt in zürich. operette wird
hier normalerweise nicht gespielt und jetzt dafür radikal. ganz nach dem motto:
wenn wir schon nicht singen können, dann aber wenigstens zünftig. frisch und
frech und pointe um pointe demontiert regisseurin friederike heller mit dem
siebenköpfigen ensemble den schönen schein – kurz: was sie immer schon über die
feine wiener gesellschaft wissen wollten, hier bleibt ihnen nichts erspart,
hier gibt’s neben dem lametta-regen die abgrundtiefen blicke hinter bademäntel
und smokings, in décolletés und höschen, hier gibt’s intrigen und champagner à
discretion und kokain für alle, „allerdings erst ab fünf“. der feine „ball beim
prinzen orlofsky“ im zweiten akt ist hier kein ball, sondern eine orgie der
gröberen sorte, wo nichts, wirklich gar nichts ausgelassen wird, dekadenz
total. „die fledermaus unplugged“ quasi. ja, liebe leute, so war es wirklich, damals an der schönen
blauen donau. oma diesmal vielleicht also doch eher dispensieren vom
operettenbesuch.
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