Montag, 20. März 2017

MÜNCHEN: PASOLINIS SCHWEINESTALL

dreckgeschäfte während dem krieg, dreckgeschäfte nach dem krieg, schweinische verworfenheit. julian, der sohn des rüstungsindustriellen klotz, den pier paolo pasolini ziemlich unverblümt dem rüstungsindustriellen krupp nachempfunden hat, hält das alles nicht aus: die perversionen und verbrechen im imperium seines vaters, dessen widerlicher geschäftsfreund, ein ehemaliger kz-arzt, die mutter, die nur aus oberfläche besteht. mit "der schweinestall" ("porcile") schrieb pasolini 1966 eine bitterböse satire auf das kapitalistische nachkriegsdeutschland. der kroatische regisseur ivica buljan zeigt sie im marstall des münchner residenztheaters als knallbunten bilderbogen mit trash-kostümen und italo-schnulzen – ohne ihr allerdings die provokative schärfe zu nehmen. im gegenteil: er verdeutlicht, wie sehr der tanz auf dem vulkan auch in zeiten der zunehmenden globalisierung der ultimative modetanz geblieben ist. das grosse welttheater also. und julian? philip dechamps spielt ihn als zunächst abgekehrten, dann zunehmend angewiderten und verzweifelten jungen mann, der den vielfältigen albträumen mit heissblütigen monologen begegnet, um schliesslich – blass und nackt – wärme und widerstand nur noch bei den schweinen im stall zu finden. pasolini schickt, hübscher theatertrick, den philosophen spinoza zu julian in den koben, hier sibylle canonica mit funkelnden augen und roter mähne ganz grossartig als kritischer und warmherziger lehrer und freund. er kommt zu spät. am ende wird julian von den schweinen aufgefressen. musik! scheinwerfer! showtime! die drei schweine sind echt.

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