was
bei diesem „don giovanni“ am theater basel zuerst stört: das hässlichste
bühnenbild seit mindestens mozarts tod, schäbige dunkelgraue stellwände und
dutzende von schäbigen dunkelbraun lackierten türen, der ganze abend wird auf
diese weise in die modefarbe dackelkacke getaucht – und das für „die oper aller
opern“ (e.t.a. hoffmann). was zweitens stört: mit seinem berüchtigten applaudierzwang
(xeirokrotorrhoe, siehe auch 19.1.2014) zerlegt das basler publikum leporellos
registerarie an der falschesten stelle in zwei teile; biagio pizzutis
meisterlicher gesang wird zerklatscht und zerhackt. was drittens stört: chefdirigent
erik nielsen kämpft den ganzen abend mit der koordination zwischen den solisten
oben auf der bühne und dem orchester unten (oder kämpft er gar nicht?). daneben
allerdings viel freude! ein bezaubernd junges und attraktives ensemble lässt
sich von regisseur richard jones zu höchstleistungen animieren. noch nie haben
wir donna anna, donna elvira und zerlina so vielschichtig erlebt, die ganze
ambivalenz der verführten erleidend, vom verzehrenden zum verzweifelnden und
wieder zurück. und der erst 25jährige mailänder bass riccardo fassi als don giovanni
ist schlicht hinreissend, tolle stimme, tolle figur, süchtig nicht bloss nach
den frauen, ihren düften, ihrer wärme, ihrer haut, sondern süchtig auch nach
den nebenwirkungen: immer wieder tritt er in den hintergrund und betrachtet
geniesserisch das emotionale chaos, das er mit seinen affären überall
anrichtet. den finalen höllensturz tritt der elegante schuft hier
konsequenterweise gar nicht selber an, sondern schickt seinen diener vor. und
amüsiert sich weiter. das erotische prinzip überlebt die ganze dackelkacke.
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