Freitag, 14. Oktober 2016

MÜNCHEN: NO PLACE LIKE HOME

ein kleines wohlfrisiertes mädchen im rosa kleidchen sitzt vor der rosa geblümten tapete am wohnzimmertisch mit dem rosa kaffeegedeck. es hilft seiner mutter beim knäueln der wolle. geredet wird kein wort. die stimmung mehr bleiern denn rosa. plötzlich knallt eine unsichtbare faust auf den tisch und aus dem kaffeekrug juckt ein schleimiger fisch. die mutter steckt den fisch zurück in den krug. geredet wird kein wort. wieder wird geknäuelt und wieder knallt die faust und wieder juckt der fisch – bis ihm die mutter den kopf abbeisst und ihn roh runterwürgt. im hals stecken bleibt er auch dem zuschauer. veronika veits fünf-minuten-video „die faust“ bringt grossartig auf den punkt, wie es unter der gepflegten ordnung und der familiären oberfläche brodelt und juckt und würgt und wie es durch runterschlucken entsorgt werden soll. dieser film zeigt, wie doppeldeutig der titel der ausstellung „no place like home“ im haus der kunst in münchen gedacht ist. die idylle ist brüchig, geheimnis und gewalt lauern überall; die kindheit, das zuhause, sie hinterlassen tiefe und sonderbare spuren. die 14 hier versammelten video- und filmarbeiten aus der sammlung von ingvild goetz sind in ihrer mehrheit streng, kalt, abweisend, rätselhaft. und allesamt höchst anregend. psychoanalyse live.

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