Dienstag, 9. Februar 2016

MÜNCHEN: LA SONNAMBULA REMIXED

bellinis belcanto-orgien werden in der kleinen kammer 3 der münchner kammerspiele mal von einem flügel begleitet, mal von einem keyboard, einem plattenspieler, einer spielkonsole oder einem hammerklavier. und immer vom selben mann: daniel dorsch, klanggestalter, der sich zwischendurch ans publikum wendet und („wo waren wir stehen geblieben?“) in einer perfekt im dramaturgenslang getränkten parodie die dimensionen der junggesellenmaschine und die apotheose der braut als deren motor zu erklären versucht. dabei ist in bellinis „la sonnambula“ alles ganz einfach: amina verliert kurz vor der hochzeit ums haar den bauernburschen elvino, weil sie – schlafwandelnd – versehentlich in den armen des gutsbesitzers rodolfo landet; bellini braucht nur zwei akte, bis das wieder geklärt ist. yuka yanagihara als amina verfügt über einen zauberhaften sopran, kraftvoll, präzis und schmeichelnd bis in die vielen heiklen koloraturen – ein genuss. elvino dagegen, eigentlich der tenor, kann hier nicht singen (es ist der schauspieler hassan akkouch), und rodolfo, eigentlich der bariton, versucht es schon gar nicht, sondern spielt seine arien auf der trompete (das löst der jazzer paul brody auch im bademantel ganz meisterhaft). der ungarische regisseur david marton verfolgt den anspruch, oper jenseits aller opernkonvention zu zeigen, und zaubert zwischen dem original, alten callas-aufnahmen,  jazz und immer wieder auch italo-pop einen höchst vergnüglichen abend, der in den grossen musikalischen momenten überraschend stimmungsvoll gelingt. bellini remixed, er hat´s überlebt, die traditionellen opernfans im publikum nur knapp.

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