Freitag, 18. Dezember 2015

MÜNCHEN: DER SPIELER

vier clevere schulkinder lesen und spielen sequenzen aus dostojewskis „der spieler“. wie aus einer fernen, fremden welt. fünf schauspieler lesen und spielen ebenfalls szenen aus diesem roman. wie aus einer sehr nahen, sehr vertrauten welt, die vom geld getrieben wird und nur vom geld. was die kinder und die erwachsenen verbindet, sind mehrere dutzend umzugskartons: das symbol des unterwegsseins, des unbehaustseins, des suchens als bühnenbild und spielmaterial für grosse und kleine schauspieler, die sich immer wieder begegnen und spiegeln. christopher rüping zeigt in seiner inszenierung an den münchner kammerspielen eine annäherung an diese russische gesellschaft, die im fiktiven roulettenburg ultimativ dem glücksspiel verfällt und dabei geld und gefühle gleichermassen verjubelt. thomas schmauser in der titelrolle als privatlehrer mit casinodrang hat gefühlt alle zehn minuten eine schreiarie, einmal darf er – durchaus beeindruckend – auch tierstimmen imitieren; der weg des spielers in die verzweiflung und einsamkeit wird hier also permanent und penetrant akustisch markiert. dieser abend ist alles: brülltheater, dancefloortheater, videotheater, hüpfburgentheater. und dieser abend ist nichts: die figuren bleiben eindimensional, der diskurs und die atmosphäre auf der strecke, dostojewski verhackstückelt,  die regie findet keinen rhythmus. dieser abend ist alles und nichts, er ist mal erheiternd, oft ernüchternd und mit vielen längen vor allem auch sehr ermüdend. für die kinder gab´s am schluss herzlichen beifall, fürs regieteam üppig buhs. christopher rüping ist ab nächster spielzeit hausregisseur an den kammerspielen. mal sehen.

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