Donnerstag, 12. November 2015

MÜNCHEN: POLT, POLTER, POLTERABEND

die nürnberger gesellschaft für konsumforschung (gfk) ermittelte die häufigsten gründe für streit unter nachbarn in deutschland: ruhestörender lärm, missachtete nachbarpflichten (treppenhausreinigung usw.), stinkende/dreckige/laute haustiere, unfreundlichkeit, störende besucher, lästiger zigarettenrauch, verdreckte gemeinschaftsräume. welches gewicht dieser kleinkrieg im alltag der deutschen hat, welche bedeutung für die befindlichkeit dieser nation, wird erst dadurch vollumfänglich klar, dass gerhard polt ihm ein abendfüllendes programm widmet! zweieinhalb stunden über nachbarschaftsstreitereien!! an den münchner kammerspielen, dem theater der ganz grossen themen und konzepte!!! „ekzem homo“ heisst die veranstaltung, der mensch als plage. kulminationspunkt der poltschen volkskunde ist der satz: „um einen anderen umzubringen, muss man ja nicht zwangsläufig religiös sein.“ vereint mit seinen nach wie vor brillanten musikantenkumpeln, den well-brüdern aus dem biermoos, kämpft sich polt durch laubbläser- und grillrauchattacken, die kleingeistigkeit der ortsfeuerwehr bekommt ihr fett ab, die kleingeistigkeit der laientheatergruppe, die kleingeistigkeit der csu und die kleingeistigkeit der katholischen kirche. immer auch liebevoll augenzwinkernd, immer auch mit hundert gramm philosophie, wobei ihm der gute alte nestroy pate stand: der mensch an und für sich ist gut, aber die leut´ sind ein gesindel. die zahl der nachbarschaftsverfahren vor deutschen gerichten wächst. mag sein, dass man als nicht-deutscher die ultimative brisanz der thematik nicht wirklich nachvollziehen kann oder will, doch auch die scharfe beobachtung des rest-publikums lässt kaum zweifel an der gesamtbilanz: der polt war auch schon polter.

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