Samstag, 4. Juli 2015

ZÜRICH: GIANNA UND DIE RÜSTIGEN RENTNER

die dame gehört nicht mehr zu den jüngsten. die dame sollte bei 31 grad am schatten eigentlich keinen hochleistungssport mehr betreiben. die dame ist 61. sie trägt ein weisses t-shirt mit der aufschrift „sex, roll, rock, drugs“. sie trägt dieses t-shirt zu einer edlen olivfarbenen trainingshose mit weissen streifen und einer jacke aus rotem leder oder eher kunstleder. das würde bei jeder anderen frau in diesem alter peinlich wirken. nicht bei gianna nannini. sie ist so was von fit und so was von gut drauf an diesem traumhaften abend beim „live at sunset“ im zürcher dolder. ciao a tutti, sagt sie, wie eh und je, und legt dann los: i maschi innamorati, io senza te, latin lover, oh marinaio, profumo, america, bello e impossibile. es sind die songs, mit denen frau nannini das publikum durch die vergangenen vier (!)  jahrzehnte begleitet hat – und dies mit einer beachtlichen erfolgsquote: viele rüstige rentner summen und pfeifen und klatschen und stampfen mit, was das zeug hält, und retten ihre wilde vergangenheit in eine immerhin noch halbwilde gegenwart. älter werden mit gianna, nicht das schlechteste programm. power und poesie, nicht der schlechteste mix. immer wieder zwinkert sie jemandem zu, scherzhaft, herzlich, wie unter alten freunden. alles stimmt an diesem abend, und deshalb schreckt sie auch vor den grössten schnulzen nicht zurück: „volare“, mit dem domenico modugno 1958 am festival von sanremo abgeräumt hat, italien ist überall, volare con tutti, nel blu dipinto di blu.

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