Samstag, 11. April 2015

ROMA: TRAUMNOVELLE (DOPPIO SOGNO)

eher unvorteilhaft gebaute herren in vulgären slips und mit überdimensionierten winnie-the-pooh-plüschmasken sind nicht das erste, was mir zum stichwort "erotische phantasien" einfällt. meiner gemahlin übrigens auch nicht. mit genau solchem personal aber bevölkert regisseur giancarlo marinelli seine inszenierung von arthur schnitzlers "traumnovelle" am grossen teatro quirino in rom. das ausgeklügelte spiel zwischen dem arzt fridolin und seiner gattin albertine, die sich mit erotischen phantasien und geheimen wünschen zunächst necken und später, wenn sich die grenzen von traum und wirklichkeit verschieben oder aufheben, zutiefst verunsichern, entbehrt hier jeder raffinesse; ein gespür für intimere szenen oder für das abgründig-knisternde der vorlage entwickeln weder regisseur noch schauspieler. da wird nicht mit feinen verbalen klingen gefochten, sondern mit brusthaarteppichen gewedelt. fridolins mutter wird unvermittelt zu einer hauptfigur, ihre schimpftiraden auf sohn und schwiegertochter geraten zu hässlichen und letztlich unmotivierten arien; der verdacht liegt nahe, dass die ältere kollegin im ensemble auch wieder mal rollenfutter brauchte. und auch den verdacht, dass einem mit rai und mediaset sozialisierten publikum selbst ein ernsthafter, tiefgründiger stoff nur noch in knalliger variété-verpackung zugemutet werden kann, werden wir nicht ganz los. schnitzler a roma: es war eine art mutprobe.

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