Sonntag, 11. Januar 2015

LUZERN: CANTOS DE SIRENA

das resultat: „in mir drin hab‘ ich den ganzen kosmos.“ die vorgeschichte: faust hat genug, er lebt ohne sinn und ziel, unterzieht sich nach einem lebensverlängernden deal einer verjüngung und geschlechtsumwandlung und spielt als fausta gott, doch auch das endet in desillusion. what a story! das luzerner theater leistet sich starregisseur carlus padrissa und die katalanische kulttruppe la fura dels baus, steckt sie zusammen mit dem eigenen ensemble und dem luzerner sinfonieorchester in eine kellerhalle im verkehrshaus (vorgeschmack auf die salle modulable?), wo sie den ganzen disput um ästhetik und kunst, um zeit und leben in einen gigantischen sinnesrausch verwandeln. chefdirigent howard arman hat für „cantos de sirena“ arien und duette von monteverdi bis saint-saëns arrangiert, originell und schräg, und durch neue kompositionen und unter zuhilfenahme von sehr verkehrshaus-liken klanginstallationen miteinander verbunden. das lied an den mond aus dvoráks „rusalka“ singt die ukrainische sopranistin stella motina schwimmend und tauchend in einem illuminierten wasserbecken, in das sie zuvor schwarze tränen geweint hat; andere highlights der musikgeschichte werden durch wild rotierende höllenmaschinen angetrieben. der bühnenumbau wird hier zum roten faden, wogegen der rote faden der runderneuerten faust-story immer wieder verloren geht. hier kommt die ganz grosse kelle zum einsatz, hier zählt das ultimative spektakel, wenn auch die opulente phantasie der fura dels baus in dieser kellerhalle etwas eingeengt wirkt. das finale, wo das ganze ensemble kräftig die letzten faust-verse in der liszt-vertonung singt, entbehrt also nicht einer wohl durchaus gewollten und erlösenden selbstironie: „das unzulängliche, hier wird’s ereignis; das unbeschreibliche, hier ist’s getan.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen