wer
über die feiertage keine k.o.-tropfen, sondern ein bisschen viel familie
erwischt hat, vielleicht gar eine überdosis, der sollte sich im zürcher
schauspielhaus paul burkhards musikalische komödie „der schwarze hecht“
anschauen. da bekommt er dann vorgeführt, wie’s ausartet, wenn’s wirklich
ausartet. herbert fritsch (ja, der) macht sich einen riesenspass daraus, den
schweizer klassiker aus dem jahr 1939 auf die allerletzte spitze zu treiben:
die geburtstagsfeier bei albert oberholzer (101), bei der all die tanten mit
ihren mätzchen und die onkel mit ihren marotten und völlig unerwartet auch der
beim zirkus gestrandete bruder samt manegenprinzessin einfallen, stattet fritsch
mit den üblichen üppigen fritsch-perücken, den dick bemalten fritsch-gesichtern,
den grellbunten fritsch-kostümen und kiloweise fritsch-klamauk aus.
ichwotthüttnödvernümpftigsii, singt oberholzer-tochter anna – das motto steht
über dem ganzen, nicht nur leicht windschiefen, sondern total schrägen abend. mit
einem minimum an inhalt schaffen fritsch und sein lustvoll züritüütsch
parlierendes ensemble ein maximum an parodie; parodie auf den bauernschwank und
parodie auf die grosse oper gleichermassen. ichwotthüttnödvernümpftigsii.
einzig als glitter-diva ruth rosenfeld mit blonder mähne und prächtigem sopran
und polnischem akzent zum „o mein papa“ ansetzt, da weicht jeder klamauk von
der bühne, da ist plötzlich platz für reinen kitsch und reine poesie: der
ohrwurm als magischer moment. so viel stil hat herr fritsch.
Mittwoch, 31. Dezember 2014
Dienstag, 2. Dezember 2014
MÜNCHEN: OPHELIA
marie
jung sagt o. wieder und wieder o. hübsche idee, einen one-woman-abend (oder 50
minuten, um genau zu sein), der ophelia ins zentrum rückt, zu beginnen mit
gefühlt 36 variationen des buchstabens o. eine etude des sprechens, flüsterns,
singens, stockens für die schauspielerin, eine etude des zuhörens und
imaginierens fürs publikum. was dann folgt im werkraum der münchner
kammerspiele: die geschichte des prinzen hamlet, des intrigierens und mordens
am dänischen hof, aus der sicht seiner von shakespeare doch eher an den rand
gedrängten freundin. jetzt rede ich! marie jung, adrett mit blauem kleidchen,
modischer hornbrille und kurzhaarschnitt, erzählt dann allerdings vor allem,
was wir längst wissen. regisseur kristof van boven, selber schauspieler im
ensemble, bewegt seine kollegin rein narrativ voran: kaum ein neues
fragezeichen, kaum ein einwand, kaum eine reflexion. ophelia wird so zwar zur
eigenständigen und durchaus sympathischen person, eigene konturen allerdings
gewinnt sie nicht. was sie bei hofe gesehen und gehört hat, wissen wir danach,
was und ob sie sich dabei etwas (überraschendes, unübliches, unerhörtes,
unanständiges) gedacht hat, wissen wir nicht. – das erfreuliche: dass die
ensemblemitglieder der kammerspiele auch zwischen ihren grossen produktionen
aktiv sind, neue formen ausprobieren, auch mal scheitern und wir ihnen dabei
sogar zugucken dürfen.
Montag, 1. Dezember 2014
MÜNCHEN: GUTE NOTEN FÜR DIE SCHWEIZ
nach dem überraschend deutlichen nein zur ecopop-initiative attestiert die "süddeutsche zeitung" den schweizer stimmbürgerinnen und stimmbürgern ökonomische vernunft und politische mässigung: "die vorstellung, man könne in der schweiz jedes volksbegehren durchsetzen, das die welt vereinfacht und in freund und feind einteilt, ist mit dieser abstimmung deutlich widerlegt worden."
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