Sonntag, 4. Mai 2014

ZÜRICH: EINE HALBE PIQUE DAME

ganz vergessen, dass es im opernhaus zürich auch richtig schlechte plätze gibt. 1.rang links, loge 6, platz 4, von hier sieht man nur die halbe bühne. pech gehabt und selber schuld. auf der rechten bühnenhälfte wird tschaikowskys „pique dame“ gegeben, auf der linken vermutlich auch. regisseur robert carsen reduziert die zahlreichen schauplätze dieser oper auf einen einzigen: es ist ein düsterer spielsaal, der mit dunkelgrünen teppichen, dunkelgrün bespannten tischen und dunkelgrün gepolsterten wänden den ultimativ klaustrophobischen rahmen abgibt für die ausweglose geschichte des mittellosen offiziers hermann, der der spielsucht verfällt, in seinem wahn seine liebe zu lisa verscherzt und den tod ihrer grossmutter, der gräfin, verschuldet. carsen fokussiert ganz stark auf diesen hermann und seine obsession, rückt ihn im abgedunkelten raum immer wieder in einen grellen lichtkegel, lässt ihn so zum beispiel auf der gräfin bett im imaginierten geldregen tanzen, während die russische gesellschaft im schatten verstummt und sich zunehmend abwendet. gespenstische bilder. hermann wird gesungen von aleksandrs antonenko – ein name wie ein russischer flugzeugträger und eine kräftige, farbenreiche stimme, mit der er sich chancenreich für die nachfolgeorganisation der drei tenöre bewerben kann. nicht sehr subtil wird im orchestergraben angerichtet: jiri belohlavek dirigiert wenig dynamisch und wenig differenziert; der zauber und die geheimnisse von tschaikowskys personenzeichnungen fallen der lautstärke zum opfer, die problemlos für die arena di verona reichen würde. oder liegt das auch an meinem unvorteilhaften platz?

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