Montag, 26. Mai 2014

MÜNCHEN: DIE SOLDATEN

nach zweieinhalb stunden ist man von den bildern überwältigt und von den tönen aufgewühlt: lärm, leichensäcke, wilde horden von bechernden soldaten, dutzendweise vergewaltigungen, irre und huren, übergriffige mütter und väter, geschundene, gequälte, blutlachen, gellende schreie. "die soldaten" von bernd alois zimmermann, die bis zur uraufführung 1965 als unspielbar galten und jetzt an der bayerischen staatsoper première hatten, sind ein apokalyptischer albtraum. "ein werk, bei dem man aufpassen muss, dass die manische dimension der musik nicht zu sehr von einem besitz ergreift", warnte regisseur andreas kriegenburg sich und das publikum. ihn interessiert, denkbar nahe an dieser musik, wie der mensch in der masse mutiert; sehr körperhaft und entsprechend drastisch entwickelt und choreografiert er die figuren an der unheimlichen grenze von der marionette zum monster. auch marie, ein bürgerliches mädchen, gerät in die hände dieser meute; die kanadische sopranistin barbara hannigan zeigt mit berührender verletzlichkeit, wie ein freier geist in dieser welt von macht, strukturen und gewalt keinen platz und keine perspektiven finden kann. kirill petrenko dirigiert das orchester und die 18 solistinnen und solisten, die auf mehrere ebenen verteilt sind, mit grosser geste genial durch die hochkomplexen expressionistischen klangwelten bis hin zum finalen akustischen atompilz. ein monumentales werk. zimmermann wusste und wollte das, seine regieanweisung lautet: "die handlung spielt gestern, heute und morgen." trostloser ansatz mit pazifistischer absicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen