Dienstag, 31. Dezember 2013

LUZERN: CIAO, VERDI! TSCHÜSS, WAGNER!

200 jahre giuseppe verdi, 200 jahre richard wagner – schön war’s, inspirierend war’s, üppig war’s: „un ballo in maschera“ in basel, „la traviata“ in luzern, „nabucco“ in stuttgart, „der fliegende holländer“ in st.petersburg, „messa da requiem“ in münchen, „wagner – wie ich welt wurde“ in zürich, „aida“ in verona, „die walküre“ in luzern, „il trovatore“ in münchen. erfreulich viele neue ansätze, ziemlich nahe an der überdosis. jetzt geht dieses kunterbunte verdi-und-wagner-jahr zu ende, jetzt freuen wir uns wieder auf all die anderen komponisten, sie müssen auch gar nicht extra einen runden gedenktag mit sich rumschleppen. aber das schlusswort nach diesem monatelangen musik-marathon sei den beiden herren doch noch gegönnt. giuseppe verdi: „das publikum soll streng sein, soll pfeifen, aber sein beifall soll mich zu nichts verpflichten.“ richard wagner: „in dem wogenden schwall, in dem tönenden schall, in des welt-atems wehendem all – ertrinken, versinken – unbewusst – höchste lust!“ stille. sonne. vorhang.

Samstag, 21. Dezember 2013

MÜNCHEN: DISGRACE/SCHANDE

mal ist der täter schwarz und das opfer weiss, mal ist der täter weiss und das opfer schwarz. erniedrigung, schiessereien, nötigung, raub, vergewaltigung, das volle programm, kein leichter abend. weshalb dieses stück, weshalb jetzt? „disgrace“ von j.m. coetzee erschien 1999, ein roman über das schwierige zusammenleben im südafrika der post-apartheid. regisseur luk perceval bevölkert die bühne der münchner kammerspiele für seine version von „schande“ mit vier dutzend schwarzen schaufensterpuppen, stummen farbigen beobachtern, doch mehr als die politische dimension interessiert ihn die universelle (deshalb dieses stück, deshalb jetzt): was die triebe mit den menschen anrichten und wie sexuelle übergriffe jedes leben aufs radikalste verändern. stephan bissmeier zeigt professor lurie, der gerne eine kammeroper über lord byron schreiben würde, wegen einer affäre mit seiner studentin melanie dann aber den uni-job verliert, als gefangenen seiner begierden, in brenzligen situationen wahlweise zynisch oder aggressiv reagierend. vielschichtiger angelegt ist seine tochter lucy, lesbisch und auf dem land lebend, wohin sich lurie flüchtet; nach einer vergewaltigung durch schwarze jungs entscheidet sie sich, das kind zu behalten. warum, das bleibt ihr geheimnis, sie macht nicht viele worte, doch brigitte hobmeier lässt keinen zweifel, wie sehr sie um diese entscheidung gerungen hat und wie sehr sie hofft, die richtige antwort gefunden zu haben. diese inszenierung bietet eine tiefenbohrung in einer welt, die nicht einfach schwarz/weiss ist. unmittelbar vor mir, in reihe 1, sitzt ein pärchen, er ü60 mit akkurat geföhnter grauer mähne, sie u30; sie halten händchen, turteln, flüstern sich pennälermässig dinge ins ohr. sie könnten professor lurie und seine studentin sein, doch das stück scheint ihnen nichts zu sagen. seltsam.

Sonntag, 15. Dezember 2013

BEIJING: CHANG'E 3

14.12.2013 - dieses datum sollte man sich merken. erstmals ist ein chinesisches raumschiff auf dem mond gelandet. ein moment von grosser symbolischer bedeutung: china holt auf. und zwar exakt so, wie chang'e 3 auf dem mond aufgesetzt hat, "ohne viel staub aufzuwirbeln" (o-ton chinesisches staatsfernsehen).