Donnerstag, 21. November 2013

MÜNCHEN: DIE FRAU OHNE SCHATTEN

am 21.november 1963 wurde die wiederaufgebaute bayerische staatsoper mit richard strauss´ „die frau ohne schatten“ eingeweiht. auf den tag genau 50 jahre später gibt kirill petrenko, der kleine prinz des musiktheaters, mit dem gleichen werk sein début als generalmusikdirektor an diesem haus. und wie! das märchen von zwei ungleichen paaren, einem aus der zauberwelt und einem irdischen, die beide keine kinder kriegen, weil die eine frau nicht will und die andere nicht kann (also „ohne schatten“ ist), und die dann fruchtbarkeit gegen ewige jugend tauschen wollen, dieses komplexe märchen leuchtet petrenko in allen farben aus; traumwandlerisch findet er mit dem bayerischen staatsorchester und hochkarätigen solisten den mittelweg zwischen transparenz und geheimnissen und liefert so den perfekten soundtrack zur psychoanalyse oder, sehr treffend im programmbuch, zur „pathografie der zeitgenössischen ehe“. kongenial verlegen der polnische regisseur krzysztof warlikowski und seine bühnenbildnerin malgorzata szczesniak (die psychologie studiert hat!) die handlung in ein kurhaus, spielen mit visuellen elementen aus „zauberberg“, „l’année dernière à marienbad“ und „rosenkavalier“ und tauchen ein in die wünsche, träume und blockaden der beiden paare. betörend und verstörend. einem scheuen reh entschlüpft ein kleines mädchen mit feuerrotem haar und blutrotem kleid, in einem riesigen aquarium schwimmen nur fünf (tote) fische, auch king kong schaut vorbei und wir werden mit den protagonisten durch furchterregende wälder und menschenleere friedhöfe gejagt, prüfung und erlösung: willkommen in der praxis dr. freud! und am ende die utopie: „die stimmen der ungeborenen“ als 80köpfige, bühnenfüllende kinderschar, bunt und wild und von heute. 80 möglichkeiten für morgen.

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