Dienstag, 23. Juli 2013

VENEZIA: DIE SCHLANGE UND DAS TÖFFLI

es muss, nach all den biennale-freuden, doch noch gesagt sein: der schweizer pavillon in venedig ist eine herbe enttäuschung. der walliser künstler valentin carron zeigt dort eine metallschlange, die sich durch die praktisch leeren räume windet, und ein töffli (ciao n.6), das im vorhof parkiert ist. ziemlich schlichte angelegenheit, die dann allerdings auf dem aufliegenden handzettel durch üppigste kuratoren-prosa aufs heftigste geadelt wird: „er findet seine inspiration meist in der region, aus der er stammt und in welcher er nach wie vor lebt. der künstler entwickelt so einen diskurs über das regionale, aber auch über die ästhetischen und interpretatorischen missverständnisse, mit denen sich die idee des ‚modernen‘ häufig konfrontiert sieht.“ wir sahen vor lauter schlange die missverständnisse gar nicht… und zum töffli: „carrons kunst wechselt oft und gern die ebene, und der künstler vermag, wie nur wenige andere, in ein und demselben raum brutalität und eleganz nebeneinander bestehen zu lassen. (…) das ergebnis kommt dem nahe, was wir als modifiziertes readymade definieren könnten. (…) dank der überraschenden veränderungen des kontextes und der heterogenität der ausgestellten werke gelingt es dem künstler, dem publikum die komplexität der frage nach skulptur zu vermitteln, ohne dabei jemals didaktisch zu werden.“ ganz im gegensatz zum kuratoren-handzettel. der kontrast zwischen dem schwulst dieser mitgelieferten texte und der einfachheit der exponate führt immerhin zum rätselraten, ob das ganze nun als parodie oder als provokation gedacht sein mag. vielen besucherinnen und besuchern ist allerdings nicht nach rätseln zumute; sie verlassen den pavillon lustlos oder grimmig.

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