Sonntag, 28. Juli 2013

MÜNCHEN: REQUIEM UNTERM STERNENHIMMEL

es beginnt zur heure bleue. die leute legen ihre badetücher, wolldecken und sitzkissen aus, drappieren ihre picknickkörbe, futtern knackwurst und tomatensalat aus plastikbehältern, suchen verzweifelt ihre brillen oder vergnügen sich mit ihrem iphone. es sind tausende. der stattliche max-joseph-platz vor der staatsoper und der residenz in münchen präsentiert sich an diesem abend wie ein stark überbuchtes strandbad. „oper für alle“ heisst das happening, bmw zahlt. und jetzt giuseppe verdis „messa da requiem“? totenmesse, hier und jetzt? geht nicht! geht doch: kaum erklingt, pianissimo, der erste ton, legt sich eine grosse andacht über die szenerie, und sie hält an, die ganzen 85 requiem-minuten lang. es liegt nicht nur am dirigenten zubin mehta (den die „süddeutsche zeitung“ gerade eben als „gefühlsüberschwangentfacher“ bezeichnete) – es ist die musik, die auch dieses wunder schafft: alt und jung in meditative stille gebeamt. wie ekaterina gubanova und rené pape das „lacrimosa“ in die nacht hinaus mehr beten als singen, das geht tatsächlich tief, selbst in dieser open-air-kulisse. und zum schluss das hoffnungsfrohe „libera me“, der wunsch, von allen qualen befreit zu werden, unter dem sternenklaren nachthimmel. was will man mehr?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen