Freitag, 16. November 2012

RIGA: EIN BLICK AUFS DEUTSCHE KOPF-THEATER

body goes first. so lautet die devise des lettischen starregisseurs alvis hermanis, der in einem interview mit „theater heute“ kluge gedanken äussert über kopf und körper im zeitgenössischen theater. das deutsche theater ist für ihn „nicht sexy“, weil dort zwar der kopfkanal immer prächtig funktioniere („intellektuell ist das deutsche theater allen anderen weit voraus“), selten aber die energetische ebene: die physische präsenz, die sensitive atmosphäre werde den deutschen schauspielerinnen und schauspielern „von ihren regisseuren abgeschnitten“. hermanis, der seit 15 jahren das neue theater riga leitet, findet ein schönes bild: „wenn man tanzt, diskutiert man auch nicht den nächsten schritt, sondern man macht ihn.“ und er erinnert an grotowski: „was macht jemand zuerst, der aufgeregt ist? schreit er oder springt er auf den tisch? er springt zuerst auf den tisch und schreit dann.“ glücklicherweise arbeitet hermanis regelmässig mit deutschen theaterleuten, in berlin, in münchen, in köln. er hat sie nicht aufgegeben und lässt sie immer wieder experimentieren mit sinnlichem theater. body goes first. der mann war vor seiner bilderbuch-theaterkarriere eishockeyspieler.

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