Montag, 19. November 2012

MÜNCHEN: LOHENGRIN IM REIHENHAUS

was ist der unterschied zwischen dem operntenor klaus florian vogt und dem ski- und schlagerhammer hansi hinterseer? nun ja, nicht ganz einfach zu beantworten… jämmerlich schaut er aus, klaus florian vogt als schwanenritter lohengrin – softblaues t-shirt, graue trainerhose mit silberstreifen, blonde langhaarfrisur mit viel fön und noch mehr gel, ein hinterseer-wiedergänger. in der münchner inszenierung (wo jonas kaufmann vor drei jahren die première sang) ist lohengrin der kumpel von nebenan. der hilft, wo er kann. regisseur richard jones verlegt die sage ins spiesser-milieu von heute und nennt seine inszenierung eine „meditation über das scheitern“, eine überaus konsequente meditation: während drei akten wird das reihenhaus, lebensperspektive für sicherheit und ordnung, aufgebaut und am schluss lieblos abgefackelt. und hansi hinterseer? pardon: klaus florian vogt? der ist mit einem traumhaft schönen tenor gesegnet, mit eleganter wärme überstrahlt er alle und alles, im fortissimo wie im pianissimo, die gralserzählung singt er wie in trance. grossartig. das problem: die zeit, wo heldentenöre nur gut bei stimme und üppig blond zu sein hatten und den rest mit dem verklärten blick in die ferne erledigten (gleich hinterm parkett beginnt das meer…), diese zeit ist definitiv vorbei. vogt bleibt in dieser durchdachten inszenierung mit ihrer raffinierten psychologie ein fremdkörper: hansi hinterseer aus versehen bei wagner 2.0!

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