Samstag, 27. Oktober 2012

GUILIN: CHINESISCHE VIELFARBENKITSCHORGIE

alles ist in üppigste und grellste farben getaucht: die romantisch übersüsste akrobatik-show in shanghai, das son-et-lumière-spektakel am westsee in hangzhou, die plakate für neue hochhaussiedlungen in xi'an, die samstagabendkiste auf cctv. knallgrün, signalrot, tiefes seelenblau und verführerisches violett - tolle farben, nur: immer von allem und immer von allem zu viel. als westler fühlt man sich nach der berieselung und betrachtung immer leicht klebrig und spürt das dringende bedürfnis, mit einem cognac die kutteln zu spülen. auch der schilfrohrflötenhöhle an einem nebenarm des li-flusses bei guilin, einer ansammlung riesiger tropfstein-kathedralen, bleibt diese handelsübliche permanente farbenorgie nicht erspart. als ich unseren 30jährigen guiliner guide darauf anspreche, ob es denn immer gleich eine überdosis sein müsse, liefert er die absolut überzeugende antwort: "wissen sie, wir hatten viel zu lange viel zu wenig farbe." nachholbedarf einer ganzen nation. ich schaue seither ganz anders auf dieses kitschige farbenmeer. - das wäre jetzt der richtige zeitpunkt für ein china-buntes nachtessen. erste schale: krevetten, mit zwiebelringen und kefen in curry gedünstet. zweite schale: kleine stücke von der pouletbrust in öl gebraten, mit gerösteten erdnüssen, gehacktem chili, frischem koriander und sojasauce; dazu reis. dritte schale (nachspeise): schwarzer reis, in kokosmilch gekocht, mit anis, honig und frischem ingwer nachgewürzt, darauf frische mango-stücke. chinesisch kochen für anfängerinnen.    

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen