Mittwoch, 1. August 2012

LÜBECK: WAGNER-REZEPTION, PHASE 1

"ich spiele dies nicht, gnädige frau, ich bin ihr ergebenster diener, aber ich spiele dies nicht! das ist keine musik... glauben sie mir doch... ich habe mir immer eingebildet, ein wenig von musik zu verstehen! dies ist das chaos! dies ist demagogie, blasphemie und wahnwitz! dies ist ein parfümierter qualm, in dem es blitzt! dies ist das ende aller moral in der kunst! ich spiele es nicht!" und mit diesen worten hatte er sich wieder auf den sessel geworfen und, während sein kehlkopf auf und nieder wanderte, unter schlucken und hohlem husten weitere fünfundzwanzig takte hervorgebracht, um dann das klavier zu schliessen und zu rufen: "pfui! nein, herr du mein gott, dies geht zu weit! (...) und das kind, dort sitzt das kind auf seinem stuhle! es ist leise hereingekommen, um musik zu hören! wollen sie seinen geist denn ganz und gar vergiften?" (aus thomas mann, "buddenbrooks" - am tag, als gerda buddenbrook, eine leidenschaftliche verehrerin der neuen musik, ihrem musiklehrer, herrn pfühl, zum ersten mal klavierauszüge aus "tristan und isolde" aufs pult gelegt und ihn gebeten hatte, ihr daraus vorzuspielen)

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