Mittwoch, 16. Mai 2012

ZÜRICH: EINE IKONE DER PISSOIR-ARCHITEKTUR

nun pilgern sie wieder. das mondäne zürich weiss jetzt wieder, wo es hingehört. es hat seine neue ikone: das caffé collana auf der sechseläutenwiese vor dem opernhaus. hier feiern sie ihre stadt und sich, bis der nächste hype sie ins nächste quartier zum nächsten hot-spot schwemmt. in circa zwei wochen also. genau genommen ist das caffé collana ein prominent platziertes pissoir-häuschen mit parkhaus-eingang und bar. die pavillon-architektur mit dem auskragenden dach und den abgerundeten ecken (der "tages-anzeiger" überbiss vor freude) erinnert penetrant an den hamburger jungfernstieg in den späten 50er-jahren. exakt so wurden öffentliche anlagen damals möbliert, herzig, spiessig, miefig, damit sich frau krause und frau schlüter-carstensen bei kaffee und kuchen so richtig wohl fühlen konnten. hoch lebe der jungfernstieg! zürich also ist am bellevue jetzt tief im letzten jahrtausend gelandet. so weit der erste eindruck. und dann das ganze von nahem besehen: dass die weit über hundert cool illuminierten hellen holzwürfel an der decke der bar und die vom jugendstil inspirierten metall-ornamente vor der glasfront je für sich zwar hübsch sind, aber in keinster weise korrespondieren, kann nur auf einen erbitterten design-wettbewerb zwischen architekt und innenarchitekt zurückzuführen sein. zu viele ideen für zu wenig raum. london hat die tate modern von herzog und de meuron, rom hat das maxxi von zaha hadid, luzern hat das kkl von jean nouvel. zürich hat das caffé collana von zach+zünd, das luxuriöseste pissoir-häuschen zwischen moskau und madrid. immerhin. 

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