Donnerstag, 26. Mai 2011

ISTANBUL: LAMM GANZ UNTEN

15 grad, 15, 15, 15, 16, 15, 14, 15, 15 grad - das war, kurz zusammengefasst, april/mai in istanbul. das vielzitierte laue bosporus-lüftchen verwandelte sich in eine tendenziell eher scharfe bosporus-bise (wie man sie sonst vom bahnhof samedan kennt). und weil uns genau dieser giftige istanbul-samedan-mix jetzt auch in lauschigen schweizer provinzstädten bevorsteht, machen wir dasselbe wie die istanbulerinnen, wenn sie den winter nicht abschütteln können: eintopf. - güvec für sechs bis acht personen: dazu braucht's 1 kilogramm lammfleisch, 500 gramm grüne bohnen, 2 zucchini, 1 aubergine, 2 kartoffeln, 3 tomaten, 2 peperoni, 3 zwiebeln, knoblauch, minze, thymian, paprika, pfeffer, salz - und keine spanischen gurken. man schneide alles kurz und klein und schichte es in einen tontopf (oder so), ganz unten das lammfleisch, dann bohnen, zucchini, kartoffeln, aubergine, peperoni und schliesslich zwiebeln, knoblauch und tomaten. mit thymian und paprika würzen, im backofen ca. zwei stunden garen (mein erfahrungswert: 1.stunde ca. 100 grad, 2.stunde ca. 170 grad) und erst gegen ende die minze einwerfen. mit türkischem schmortopf macht der februar auch im mai richtig spass. der februar in uns allen...

Freitag, 20. Mai 2011

ZÜRICH: SPÄTRÖMISCHE DEKADENZ

einer der angesagtesten clubs in zürich ist das "diagonal" zwischen kongresshaus und baur au lac. lese ich. dort gilt es als cool, eine drei-liter-flasche champagner der marke roederer cristal brut zu bestellen - für 5800 franken. lese ich. und die ganz besonders coolen ordern davor oder danach ein paar wienerli mit senf und einer dicken scheibe brot. lese ich. es wird einem nach wie vor nicht einfach gemacht, zürich zu lieben. hinter jeder ecke (fairerweise: hinter jeder dritten) lauert spätrömische dekadenz. - der menutipp heute, aus gegebenem anlass: ein paar wienerli mit senf und einer dicken scheibe brot, nicht im "diagonal", sondern in der gartenlaube oder beim grosi.

Donnerstag, 19. Mai 2011

WIEN: GUSTAV MAHLER, SO TOT UND SO LEBENDIG

vor 100 jahren starb gustav mahler. noch nach dem zweiten weltkrieg war der wiener komponist und waren seine werke selbst in musikstädten kaum bekannt. den eigentlichen durchbruch schaffte er erst dank der stereo-schallplatte; erst sie brachte den reichtum dieser musik umfassend zu geltung. dennoch kennen viele von gustav mahler nur das adagietto aus der fünften sinfonie - weltbekannt als filmmusik in luchino viscontis "tod in venedig", zart, fein, schwärmerisch und träumerisch. doch mahler komponierte nicht nur filigrane melodien, er konnte auch bombastisch. seine musik ist ein permanentes, allerdings wohldosiertes wechselbad der stimmungen und gefühle. der amerikanische dirigent leonard bernstein formulierte es so: "welche eigenschaften sich auch immer in seiner musik entdecken lassen, die diametral entgegengesetzten sind auch darin enthalten. von welchem anderen komponisten kann man das schon sagen?" und sigfried schibli von der "basler zeitung" bringt die breite des mahlerschen spektrums folgendermassen auf den punkt: "mahler war der gemeinsame nenner, der traditionalisten und avantgardisten unter den musikhörern verband. mahler klang modern, ohne atonal zu sein, und seine musik mutete romantisch an, ohne reaktionär zu sein." wenn das keine gründe sind, mahlers klangwelt immer wieder und immer neu zu entdecken. sich dem sog hinzugeben. sich einlullen zu lassen. stundenlang. eine ebenso attraktive wie effiziente therapieform.
(mein persönlicher favorit: der zyklus "das lied von der erde", 1908/1909)

Mittwoch, 4. Mai 2011

SIFNOS: SPAGHETTI BOLOGNESE! - ??? - !!!!!

eine lauschige taverne am hafen von kamares. die wellen unmittelbar vor dem tisch, leichtes lüftchen, abendsonne. die wirtin bringt uns die karte. eine grossartige auswahl griechischer köstlichkeiten. mindestens 50, eher mehr. spanakopita, taramosalata, kleftiko, melitsanes, saganaki, barbunia, chtapodi xidato, astakos… wir verstehen nicht alles, aber das wasser läuft uns im mund zusammen, so oder so. wir können uns ob der attraktiven auswahl kaum entscheiden. da kommt die wirtin an den tisch und sagt: nein, nein, heute nur moussaka und spaghetti bolognese. spaghetti bolognese! nachdem wir zehn minuten lang lustvollstens die karte studiert haben. spaghetti bolognese!!! auf sifnos!!! griechenland ist am ende, tatsächlich – durchzuckt es mich. zum glück haben wir in anderen tavernen an anderen enden dieser kleinen insel immer wieder dinge gegessen, die die hoffnung nicht sterben lassen. hier eine kleine auswahl, als input fürs nächste apero riche:
vorschlag 1: kichererbsen-purée (humus), angereichert mit gehackter frischer minze, zu bällchen oder tätschli geformt, dann in olivenöl gebraten oder frittiert.
vorschlag 2: drei grosse kartoffeln in salzwasser weichkochen, kalt stellen, mit gabel zerquetschen; drei knoblauchzehen, olivenöl, wenig essig, salz und pfeffer beifügen; zum schluss reichlich grosse kapern teils darunterrühren, teils als dekoration obendrauf.
vorschlag 3: octopus-salat – octopus in scheiben geschnitten, zart gekockt, lauwarm; garniert mit kleinen lauwarmen würfelkartoffeln, kapern und einem hack aus gedörrten tomaten, roten zwiebeln und violetten oliven; mit einem hauch ouzo parfümieren.
das motto: griechenland lebt, nie wieder spaghetti bolognese. und wenn wir schon am meer sind: das beste bouillabaisse-rezept aller zeiten gibt’s (für alle, die’s verpasst haben, und für mindertalentierte suchmaschinen) weiter unten in meinem blog vom 19.april.