Freitag, 29. April 2011

SIFNOS: 1Q84

"alles hat zwei seiten; eine gute und eine, die gar nicht so schlecht ist." - sagt das der egoist? oder der optimist? oder der zyniker? in haruki murakamis neuem roman "1Q84" sagt es der...   ideales buch für die insel übrigens: 1022 seiten, das reicht für ein paar tage sifnos. das zitat allerdings würden die griechen hier im moment eher umdrehen: alles hat zwei seiten; eine schlechte und eine, die gar nicht so gut ist.

Dienstag, 26. April 2011

ATHEN: MARIA CALLAS IM OHR

vorgestellt haben wir uns: eine staubige, lärmige, chaotische stadt – und auf den felsen in der mitte dieses juwel, die akropolis. und dann: überraschend viel grün, überraschend viele fussgängerzonen und ein hotelzimmer, mitten in der plaka und doch ruhig wie auf einer insel. das einzige wirkliche chaos, dem wir begegnen, bietet die zentrale markthalle am karsamstag morgen. das erste, was auffällt: fast nur männer. noch nie erlebt auf einem markt, fast nur männer. die erklärung dafür, vermutlich, sind die osterlämmer, die sie hier zu hunderten abschleppen, zu tausenden: in voller lebensgrösse in riesige plastiktüten gepackt, nur die hinterbeine strecken sie noch ins freie. wenn man davon ausgeht, dass acht personen ein osterlamm vertilgen, braucht diese stadt 500‘000 lämmer. wir haben fast alle persönlich gesehen. - nicht gesehen haben wir dafür das maria-callas-museum. zwar haben wir uns in der mittagshitze zu fuss ins richtige quartier, in die richtige strasse durchgekämpft, doch ein portier gegenüber winkt gleich ab: das museum sei schon seit drei jahren geschlossen. so viel zur aktualität von merian-tipps. da gibt’s nur eines: ipod raus und „la traviata“ mit maria callas hören. diese stimme in dieser stadt – eindrücklicher als jedes museum.

Dienstag, 19. April 2011

LUCERNE-SUR-MER: LA BOUILLABAISSE

et voilà!
enfin!
DAS BESTE BOUILLABAISSE-REZEPT ALLER ZEITEN

LA SOUPE

600-900 gr fisch gemischt, nach marktangebot, z.b. kabeljau-tranchen und –bäggli, seelachs, dorsch, hecht, zander, crevetten
>>> kalt abspülen, in mundgerechte stücke schneiden

3-4 esslöffel olivenöl; 3-4 knoblauchzehen, gepresst; etwas salz und zitronenpfeffer; 1 esslöffel thymian; viel frischer dill; 2 esslöffel pastis; 1 esslöffel rouille                              
>>> mit fisch und crevetten mischen, kühl stellen

tüchtig olivenöl                                  
>>> in einer grossen pfanne heiss werden lassen

3 grosse zwiebeln, in ringen; 1 lauch; 1 grosser fenchel; 1-2 rüebli; 1 grosser sellerie; etwas stangensellerie
>>> alles in stücke schneiden, mit den zwiebeln andämpfen

2 lorbeerblätter; rosmarin; thymian; 1 peperoncino, entkernt; 4 brieflein safran-puder
>>> gewürze beigeben, kurz mitdämpfen

1 grosse büchse gewürfelte pellati; 1,5 liter weisswein; 1,5 liter hühnerbouillon; 1 grosses glas pastis; 5 deziliter fischfonds; 1 esslöffel von der fisch-masse
>>> alles beigeben, aufkochen

salz, pfeffer, 2-8 weitere safran-brieflein, pastis, etwas rouille, evt. olivenöl
>>> nachwürzen

fische                                                
>>> erst kurz vor dem servieren beigeben

LES MOULES

600-800 gr moules                            
>>> gut waschen, bärte entfernen

50 gr butter                                       
>>> in einer pfanne erwärmen

1 mittlere zwiebel                              
>>> fein hacken, andünsten; dann moules beigeben

noilly-prat oder martini-dry oder sherry
>>> nicht zu wenig, zum ablöschen

>>> alles kurz schütteln, nach kurzer zeit sind die moules offen; dann den nasen-test machen: nicht einwandfreie moules sofort entfernen.
 
LA ROUILLE

1 glas mayonnaise; 3 knoblauchzehen, gepresst; 2-3 esslöffel ketchup; salz; pfeffer; paprika; safran; einige tropfen zitronensaft; ein hauch cognac; ein schluck aus der fischsuppe    
>>> alles gut verrühren und kalt stellen

 ET PUIS…

-       bei einer bouillabaisse vor allem mit den teuren zutaten nicht knauserig sein: olivenöl, safran, wein, pastis
-       die suppe am besten am vortag kochen; die aromen verbinden sich dann besser – aber daran denken: fische erst kurz vor dem servieren beigeben.
-       baguette-scheiben kurz rösten, dick mit rouille bestreichen, in den leeren suppenteller geben, dann mit suppe übergiessen; schliesslich moules dazu geben.
-       dazu geriebenen emmentaler (!!) servieren; richtig, emmentaler – das machen les français so, weil der am besten schmilzt.
-       bon appétit!

sie können das beste bouillabaisse-rezept aller zeiten – in einer übersichtlicheren pdf-version – gerne auch bestellen bei christoph.brander@berlin.de

Sonntag, 17. April 2011

KIEW, OSLO, WIEN, BISCHOFSZELL: DAS GROSSE WARTEN

es dauert nicht mehr lange! noch diese woche erscheint hier DAS BESTE BOUILLABAISSE-REZEPT ALLER ZEITEN. gerade noch rechtzeitig zu ostern. falls gäste im anmarsch sind. das warten wird sich gelohnt haben (oder heisst es: das warten dürfte sich gelohnt haben werden....)

Samstag, 16. April 2011

MÜNCHEN: EINE VOLLE DOSIS JELINEK

das kann nur frau jelinek. den bankenskandal um die hypo alpe adria und die demenz des eigenen vaters und die abfallentsorgung und die häme, mit der das entführungsopfer natascha kampusch übergossen wird – diesen ganzen thematischen gemischtwarenladen packt sie in einen einzigen text. „winterreise“ nennt sie ihr neustes stück. stück? naja, „winterreise“ ist eine 126 seiten lange textfläche, keine rollen, keine regieanweisungen, gar nix. also wie fast immer bei frau jelinek. johan simons, der intendant der münchner kammerspiele, stemmt daraus einen wuchtigen abend. durch einen heftigen schneesturm wird die allererste liga seines ensembles auf die bühne gefegt, wo sie sich dann – gelegentlich unterbrochen durch verfremdete motive aus schuberts schwermütiger „winterreise“ - durch das text-ungetüm frisst und schreit und monologisiert und juxt und winselt. ein gigantisches spektakel über den wahnwitz der gegenwart: wie sich im fröhlichsten alltagsgeschwätz die tiefsten abgründe auftun, wie man sich die wahrheit plaudernd vom leib hält. ein knallharter abend über die kunst des verdrängens. die bühne ragt bis tief in den zuschauerraum hinein, auf dass niemand meinen möge, er sei nicht gemeint. auch deshalb: immer wieder gänsehaut.

Sonntag, 10. April 2011

LUZERN: MARIAMARIAMARIAMARIIIIIIIA

tony steckt maria den verschluss einer cola-dose als ehering an den finger. not macht erfinderisch. das ist einer dieser wunderbar intimen, poetischen momente in der neuen inszenierung der „west side story“ am luzerner theater. immer wieder geht regisseurin tatjana gürbaca ganz nah ran an die figuren, zeigt hoffnungsvolle und trostlose individuen in diesem grossstadt-dschungel, zeigt die einzelnen gesichter in der masse der gangs. doch im zentrum steht der hass und der erbitterte kampf zwischen den jets und den sharks (shakespeare-leserinnen erinnern sich: romeo und julia), der nichts anderes ist als die permanente angst, keinen platz zu finden im leben. eine verdammt ernste sache also, die immer noch und immer wieder seltsam kontrastiert mit leonard bernsteins ohrwurm-orgie („mariamariamariamariiiiia…“), die von rick stengards bei der premiere zudem ziemlich zähflüssig dirigiert wurde. und trotzdem gelingt dem kleinen haus die ganz grosse kiste: die „west side story“ wird hier nämlich zu einem phänomenalen tanztheater-abend. alle sind zweieinhalb stunden lang auf der bühne – sängerinnen, schauspieler, die ganze tanztruppe – und alle geben zweieinhalb stunden lang alles. der kanadische choreograph kinsun chan versteht es, unterschwelliges sichtbar zu machen, feindbilder zu visualisieren, konflikte mit immer neuer dynamik aufzuladen. alles ist bewegung, emotional und fesselnd: das theater wird zum kraftwerk. der choreograph, der beim schlussapplaus kaum beachtung findet, ist der wahre star des abends. 

Samstag, 9. April 2011

DIESES BLOG KOMMENTIEREN - ABER WIE....?!?!?!!!!

es gibt immer mehr leute, die die posts in diesem blog kommentieren möchten - und zwar nicht nur digital natives (digitales urvieh). das ist höchst erfreulich. es gibt aber auch immer mehr leute, die die posts in diesem blog kommentieren möchten, bei diesem unterfangen dann kläglich scheitern und entweder am system oder an sich oder an beidem oder an mir zu zweifeln beginnen. das ist weniger erfreulich. es ist tatsächlich leider so, dass google diese funktion nicht eben userinnen-freundlich eingerichtet hat. deshalb hier der versuch, das blog-kommentieren betty-bossi-mässig schritt für schritt zu erklären - in der hoffnung, dass es meine leserinnen und leser nicht für immer und ewig abschreckt:

1. "0 kommentare" anklicken
2. kommentar ins textfeld schreiben
3. "kommentar schreiben als: profil auswählen"
4. "name/url" anklicken
5. name (oder pseudonym) ausfüllen, url leer lassen - und "weiter"
6. "kommentar erstellen" anklicken
7. sicherheitsabfrage ausfüllen
8. wieder "kommentar erstellen" anklicken
9. endlich fertig! gratulation!
und beim zweiten, dritten, vierten mal sollte die übung übrigens bereits mit schritt 6 beendet sein.

SURSEE: ELF, ZEHN, NEUN, ACHT...

"die zwölf geschworenen" sitzen um einen ovalen tisch herum, die einen elegant gekleidet, andere leger oder ärmlich – aber alle ausschliesslich schwarz und weiss, mal mehr weiss, mal mehr schwarz, da uni, dort gemustert. schwarz oder weiss, gut oder böse, schuldig oder nicht schuldig. darum geht es hier, darüber müssen die zwölf geschworenen entscheiden. tod auf dem elektrischen stuhl kann das für einen 19jährigen bedeuten, der des mordes an seinem vater angeklagt ist. das urteil der geschworenen muss einstimmig sein. doch einer zweifelt. bernadette schürmann inszeniert den bekannten kino-stoff (1957) im somehuus in sursee mit zwölf laien aus der gegend. es ist stickig im engen somehuus-keller. das publikum sitzt in steil aufsteigenden reihen auf  beiden seiten, direkt über dem geschworenen-tisch. so kann man sich als zuschauer diesem ringen um ein gerechtes urteil nicht entziehen, wird teil der zunehmend verzweifelteren auseinandersetzung um vorwürfe und vorurteile, um fremdenhass und standesdünkel. es ist das grosse verdienst dieser inszenierung und dieser zwölf darstellerinnen und darsteller, dass sie eben gerade nicht ins schwarz-weiss-schema abgleiten, sondern mit grosser sorgfalt die schwierige suche nach wahrheit nachzeichnen. einer nach der anderen gerät – unterschiedlich schnell und unterschiedlich differenziert – zunächst ins denken und dann ins umdenken. das packt, nicht zuletzt auch wegen der sehr saftigen, sehr heutigen mundart. (weitere vorstellungen bis 16.april)

Mittwoch, 6. April 2011

JYVÄSKYLÄ: FINNISCHES FISCHSÜPPCHEN

für alle, die seit wochen schlange stehen vor diesem blog und warten und warten und warten - bis hier endlich DAS BESTE BOUILLABAISSE-REZEPT ALLER ZEITEN veröffentlicht wird - gibts heute als amuse-bouche und wartezeit-verkürzer (wts - waiting-time-shortener) ein ebenso sympathisches wie unkompliziertes und effektvolles rezept aus finnland. sozusagen die bouillabaisse der finnen, a bisserl leichter und a bisserl gesünder als das original. - wir waren, vor jahren, zu gast in einer kleinen pension in der nähe von jyväskylä, bezogen unser zimmer im ersten stock und wunderten uns, weshalb es hier bis unter die matraze und hinter den vorhang und in die duschkabine nach dill roch - dill, soweit die nase reichte. des rätsels lösung: die wirtin, in der küche unmittelbar unter unserem zimmer, wusch und schnitt auf einem vier auf zwei meter grossen holztisch stundenlang berge von dill, ihren gesamten wintervorrat; es sah aus, als ob ein ferrosexueller für seine überdimensionierte modelleisenbahn den schwarzwald rekonstruieren müsste. kurz: wir sahen in wenigen sekunden so viel dill, wie ein normaler migros-kunde in seinem leben nicht zu gesicht bekommt. und dann verriet sie uns ihr lieblingsrezept (angaben als vorspeise für vier personen oder als hauptgang für zwei): vier grosse kartoffeln schälen und in würfel schneiden, in einer kräftigen bouillon kochen; kurz bevor sie gar sind 300 bis 400 gramm rauchlachs (in streifen geschnitten), etwas pfeffer, etwas mehr rahm und frischen dill beigeben. dill, versteht sich, nicht zu knauserig. hyvää ruokahalua.